Bestimmung des kindlichen Rhesus-Faktors aus mütterlichem Blut vor der Geburt

Der Rhesus-Faktor ist eine Eigenschaft der roten Blutkörperchen. Wenn Mutter und ungeborenes Kind die gleichen Bluteigenschaften haben (beide rhesus positiv oder beide rhesus negativ) drohen keine Probleme. Gleiches gilt, wenn die Mutter rhesus positiv ist.

Eine Blutgruppenunverträglichkeit kann auftreten, wenn die Mutter rhesus negativ und Kind rhesus positiv ist.  Während der Schwangerschaft können kindliche rote Blutkörperchen in den Blutkreislauf der Mutter gelangen. Dort werden Antikörper gegen die „unbekannten Eindringlinge“ gebildet mit dem Ziel diese zu zerstören. Diese Komplikation kann für das Kind und vor allem für alle Kinder in folgenden Schwangerschaften lebensbedrohlich sein.

Mit einem sogenannten „Anti-D-Serum“, das der Mutter gespritzt wird, können übergetretene Blutkörperchen rechtzeitig unschädlich gemacht werden, so dass nichts passiert. Diese Massnahme ist jedoch nur nötig, wenn eine rhesus negative Mutter ein rhesus positives Kind austrägt (in etwa 15 % der Schwangerschaften). Bislang war die Blutgruppe des Kindes bis zur Geburt unbekannt, so dass allen rhesus negativen Mütter vorsorglich diese Spritze verabreicht wurde.

Mit der Bestimmung der kindlichen Blutgruppe können nun die Risikofälle identifiziert werden und bei allen anderen diese Injektion vermieden werden (7,5%).

In den letzten Jahrzehnten wurden durch diese Vorsorgemassnahme trotz massenhafter Anwendung nur sehr seltene unerwünschte Nebenwirkungen bei zuverlässiger Wirkung beobachtet.

Die Untersuchung des mütterlichen Blutes zur Bestimmung des kindlichen Rhesusfaktors stellt eine genetische Untersuchung dar, die nur von Genetikern oder speziell zusätzlich ausbebildeten Ärzten durchgeführt werden darf. Die Schwangere wird demnach unter den gegenwärtigen Bedingungen in der Regel zu diesen Kollegen überwiesen werden müssen. Dort wird die Beratung und Blutentnahme durchgeführt . Die Untersuchung ist Kassenleistung.  Die weitere Betreung findet dann wieder beim betreuenden Frauenarzt statt.

Inwieweit diese vorgeburtliche  Untersuchung in der täglichen Praxis – auch in Anbetracht des nicht unerheblichen Aufwands – sinnvoll und notwendig ist wird noch nicht abschliessend beurteilt. Das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin konnte bisher keine sichere Aussage machen.

Um jeweils auf dem aktuellsten Stand zu bleiben fragen Sie Ihre/n betreuenden Frauenarzt/in.

Ihr Praxisteam

 

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