Hormone in den Wechseljahren – Vermehrte Krebsgefahr ?

Immer wieder sind Veröffentlichungen in Fernsehen, Rundfunk und Presse eine Verunsicherung für Frauen, die Hormone in den Wechseljahren einnehmen oder eine solche Therapie vorgeschlagen bekommen. Reisserische Schlagzeilen wie

„TÖDLICHE THERAPIE“
„8000 KREBSFÄLLE VERMEIDBAR“ oder
„HORMONTHERAPIE-GEFÄHRLICHE LIFESTYLE-DROGE“

ziehen Aufmerksamkeit auf sich , auch -oder gerade- wenn nicht seriös recherchiert oder berichtet wird. So ist häufig eine einzige Studie, die zudem eher exotische Ergebnisse vorlegt, Grundlage des Berichtes. Der weit überwiegende Teil der Weltliteratur zum Thema wird nicht dargestellt, weil er die Aussagen relativiert und den reisserischen Reiz nimmt. Es findet so eine unzulässige Reduktion komplizierter medizinischer Zusammenhänge im Interesse von Sensationsjournalismus statt.

„BRUSTKREBS DURCH HORMONTABLETTEN“

Die Zahlen grosser amerikanischen Studien zeigen, dass auf 1000 Frauen zwischen 50 und 70 Jahren, die keine Hormone einnahmen, 64 Brustkrebserkrankungen entfielen. Unter 1000 gleichaltrigen Frauen mit Hormontherapie über mehr als 5 Jahre kam es zu 66 Fällen. Gleichzeitig werden unter der kombinierten Oestrogen-Gelbkörperhormon-Therapie bei 1000 Frauen aber vermieden: 60 Herzinfarkte (davon 30 tödlich !), 12 Schlaganfälle, 7 Oberschenkelhalsbrüche sowie 45% der Dickdarm- und Enddarmkrebsfälle.

„GEBÄRMUTTER- UND EIERSTOCKSKREBS DURCH HORMONE“

Krebszellen entstehen durch Veränderung („Mutation“)der Erbinformation der Zellen, die bei Zellteilungen weitergegeben werden. Es kommt dann zum ungebremsten Wachstum. Dem setzt der Körper Reparatur-Systeme(„Suppressor-Proteine“) entgegen, die die Veränderung erkennen und rückgängig machen. Auch ein Selbstzerstörungsprogramm gestörter Zellen („Apoptose“) existiert. Diese Systeme funktionieren gut bei langsamer Zellteilung, die genügend Zeit zur Fehlersuche lässt

In den hormonabhängigen Geweben der Frau (Eierstock und Gebärmutter) bremsen die Gelbkörperhormone die Zellteilung und verhindern rasch hintereinander ablaufende Zellteilungen. So verschaffen sie den Zellen die Zeit, um eingetretene Mutationen zu korrigieren. Selbstverständlich wird die

So sind unter kombinierter Therapie mit Oestrogen und Gelbkörperhormon 50% seltener Gebärmutterschleimhautkrebse, 50% seltener Eierstockskrebse und 35% seltener Darmkrebse zu erwarten als in hormonunbehandelten Fällen. (So ist übrigens auch die tumorverhütende Wirkung der Pille zu erklären!)

Ein letzter Aspekt, der gegen die Tumorauslösung durch Hormone spricht, ist die Tumorwachstumsbiologie. Da jede Krebserkrankung aus einer veränderten Zelle entsteht, die sich teilt und zur Tumorbildung führt, muss man annehmen, dass ein Tumor bereits circa 15 Jahre im Körper wächst bevor er mit den heute verfügbaren Methoden festgestellt werden kann. Das bedeutet, dass der weitaus grösste Teil der Tumoren an hormonabhängigem Gewebe entstanden ist lange bevor überhaupt eine Hormontherapie begonnen wurde ! Auch bei den bereits erkrankten Frauen führt dann die „Gelbkörperhormonbremse“ aber zu langsamerem Wachstum !

Insgesamt ist die Bilanz der Hormontherapie bezüglich Tumorauslösung also unbedingt positiv, das heisst es kommen weniger Krebserkrankungen unter der Hormontherapie vor als bei unbehandelten Frauen und zudem wird die Wahrscheinlichkeit des Überlebens der Krebserkrankung gesteigert.

Abschliessend noch das Zitat eines Medizinjournalisten (!), das die Widersprüche zwischen Ärzten und Journalisten beleuchtet:
„Medizin und Journalismus unterhalten eine Liaison besonderer Art. Beider Konzepte und Praktiken sind so verschieden wie Eskimos und Hottetotten. Die einen lieben es „cool“, die anderen „hot“. Journalisten treten gern aufs Gaspedal, Ärzte viel lieber auf die Bremse.Der Gegensatz zwischen Ärzten und Jornalisten ist fast naturgegeben. Beide leben in ihren eigenen Welten. Sie sehen die gleichen Dinge, aber sie sehen sie anders. So geht auch jeder seine Eigenen Wege und wundert sich ständig darüber, dass der andere ein so merkwürdiger Patron ist !“ (Wilhelm Girstenbrey)

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