Wassergeburt

Seit einigen Jahren befindet sich eine geburtshilfliche Methode auf dem Siegeszug durch Europa, die zuvor eher ein abgeschiedenes Dasein in alternativen Kreisen führte: die Entbindung unter Wasser.
Hierbei verbleibt die schwangere Patientin nicht nur in der Phase der Muttermundseröffnung im entspannungsfördernden warmen Wasser der Badewanne, sondern auch während der Geburt des Kindes. Es sind ebenso wie auf dem Kreissbett alle Gebärpositionen (Liegen, Hocken, Knien, Vierfüsslerstand) möglich. Die Wanne hat natürlich eine spezielle und mit einer Badewanne nur schwer vergleichbare Form, die mehr Platz schafft.
Die zunehmenden Erfahrungen mit der Methode zeigen, dass der Geburtsverlauf positiv beeinflusst werden kann. Schmerzen werden geringer empfunden und die Anzahl der Verletzungen des Dammes (Risse oder Dammschnitte) sind deutlich geringer als „an Land“.

Selbstverständlich wird die Wassergeburt nur als eine von mehreren Möglichkeiten angeboten. Niemand kann oder sollte dazu gedrängt werden. Darüberhinaus kann die Entbindende natürlich jederzeit die Wanne wieder verlassen, wenn sie sich nicht mehr wohl fühlt und „trocken“ die Entbindung zu ende bringen.

Bedenken bezüglich infektiöser Komplikationen im Wasser haben sich bei Beachtung gewisser Vorbedingungen nicht bestätigt. Die Komplikationsrate ist nicht höher als bei normalen Geburten.
Die Frage, warum das Neugeborene nicht im Wasser ertrinkt, wird durch das Vorhandensein des „diving-reflexes“ erklärt. Solange das Kind beim Austreten aus der Scheide konsequent unter Wasser bleibt und keine Luft mit den Wangen in Berührung kommt, beginnt es nicht zu atmen ! Erst mit Kontakt zur Luft wird der erste Schrei ausgelöst. Bis dahin besteht also nicht die Gefahr des Ertrinkens. Danach darf das Kind natürlich nicht wieder untergetaucht werden!
Wenn der Kopf innerhalb von 60 Sekunden aus dem Wasser kommt, kann der Rest des kindlichen Körpers im warmen Wasser verbleiben und es besteht keine Gefahr.

Die Wassergeburt ist eine weitgehend natürliche Geburt, bei der ausser der Überwachung der kindlichen Herztöne wenig Möglichkeiten der Therapie bestehen. Schmerzlindernde Medikamente sind ebenso wie wehenfördernde und -bremsende Medikamente als Infusion möglich,  eine rückenmarksnahe Betäubung  (peridurale Anaesthesie)  ist nicht möglich.
Deshalb können nur normale Entbindungen in der Wanne zu ende gebracht werden. Wenn Probleme oder Komplikationen auftreten, muss die Schwangere die Wanne sofort verlassen. Aus diesem Grund wird man Geburten, die mit Risikofaktoren belastet sind auch nicht zur Wassergeburt zulassen (z.B. Zwillinge, Frühgeburten, sehr grosse Kinder).
Ein weiteres Ausschlusskriterium sind bekannte Infektionen der Mutter (z.B. Hepatitis oder HIV ), die im Wasser zur Infektion des Kindes und eventuell auch der Hebamme oder des Arztes führen könnten.

Insgesamt bringt die Wassergeburt eine wertvolle Bereicherung der geburtshilflichen Möglichkeiten, die bei Beachtung bestimmter wichtiger Vorbedingungen zu einem positiven Erleben der Entbindung für Mutter und Kind führen kann, ohne die Risiken zu erhöhen.

Fragen Sie Ihren Geburtshelfer oder Ihre Hebamme nach den für Sie bestehenden Möglichkeiten!

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