Vorzeitige Wehen und Frühgeburtsgefahr

Welche Schwangere hat noch nicht Ziehen im Unterbauch in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft gespürt oder ein Hartwerden des Bauches nach einem längeren Spaziergang. Diese Phänomene sind normal und nicht als vorzeitige Wehen zu deuten. Davon soll nicht die Rede sein. Vielmehr von Kontraktionen, die die ganze Gebärmutter erfassen und zu einem Druck des Kindes nach unten führen mit Beeinträchtigung des Verschlussmechanismus der Gebärmutter und einer Eröffnung des Muttermundes.

Was sind Wehen?

Als vorzeitige Wehen werden mehr oder weniger schmerzhafte Kontraktionen der Gebärmutter bezeichnet, die sich vor der 37. Woche der Schwangerschaft ereignen und in regelmässigen Abständen auftreten. Werden diese Wehen nicht unterbunden, erweichen und erweitern sie schliesslich den Muttermund mit der Konsequenz einer zu frühzeitigen Entbindung. Wie lange es dauert, bis eine akute Gefährdung entsteht, hängt vom individuellen Zustand – das heisst der Festigkeit – des Bindegewebes am Muttermund ab. Ist das Gewebe fest, können Wehen über längere Zeit ohne Folgen bleiben. Bei weichem Gewebe können wenige Stunden ausreichen, eine Frühgeburt auszulösen. Auch auf die Schmerzhaftigkeit der Wehen kann man keine sichere Prognose aufbauen. Manchmal ändern schmerzhaft empfundene Wehen nichts, ein andermal öffnet sich der Muttermund nach kaum spürbaren Kontraktionen.
Fazit: es gibt keine allgemeine Regel zur Beurteilung der Gefährdung! Im Zweifel gilt also: Vorsicht! Jede regelmässig verspürte Veränderung der Gebärmutter (auf die Uhr schauen!) in Abständen unter 15-20 Minuten sollte zur Konsultation des Frauenarztes führen! Ebenso jedes hartnäckige Hartwerden des Bauches, das nach körperlicher Schonung nicht aufhört!

Woher kommen Wehen?

Über die Ursachen wird reichlich spekuliert. Eindeutig sind Wehen als Folge von Stürzen, Unfällen oder Traumen des Bauches. Hier wird die Gebärmutter mechanisch beeinflusst. Vorzeitige Wehen treten auch nach übergrosser Dehnung der Gebärmutter auf. Zum Beispiel bei Zwillingen, bei sehr grossen Kindern oder bei Überdehnung durch zu viel Fruchtwasser. Stress, Aufregung und Konflikte in der Familie und am Arbeitsplatz können auch zu Wehen führen. Letztlich werden auch Ursachen wie Unterversorgung des Kindes, mangelndes Wachstum und Minderfunktion der Placenta als Ursachen verdächtigt.

Was tun bei Wehen?

Aus den vielseitigen Ursachen erkennt man, dass eine ursächliche Behandlung schwierig ist. Deshalb versucht man die Wehen als Symptom dieser verschiedenen Ursachen zu unterbinden. Erste und wichtigste Massnahme: körperliche Ruhigstellung ! Dies kann bis zur absoluten Bettruhe im Krankenhaus erforderlich sein. Ausserdem wird auf verschiedenen Wegen versucht, Wehen medikamentös zu bremsen. Magnesium hilft die Gebärmuttermuskulatur zu beruhigen. Diazepam (Valium) hat einen direkt muskelentspannenden Effekt und wird deshalb auch in der Schwangerschaft eingesetzt. Schmerz- und Entzündungshemmende Substanzen (sog. Prostaglandinantagonisten) können Kontraktionen verhindern helfen. Wehenhemmer (z.B. Partiusisten) sind Substanzen, die die nervliche Anregung des Muskels zur Kontraktion verringern. Der Einsatz mehrerer Medikamente gleichzeitig hilft die Dosis jeder einzelnen Substanz zu verringern.
Wenn in frühen Stadien der Schwangerschaft der Muttermund bei sehr geringer Wehentätigkeit schon nachgibt, kann in seltenen Fällen auch die operative Einlage eines Bändchens rund um den Muttermund zum Verschluss sinnvoll sein.

Am besten können Wehen und Frühgeburtsbestrebungen bei frühzeitiger Entdeckung behandelt werden. Also in Zweifelsfällen nicht zuhause abwarten und hoffen, dass alles von alleine wieder aufhört! Frühzeitig zum Arzt oder in den Kreiß-Saal zum Nachschauen gehen!

zurück