Stammzellkonservierung aus der Nabelschnur

In den letzten Jahren macht eine Methode von sich reden, die nach Konservierung von embryonalen Zellen aus dem Nabelschnurblut die Möglichkeit späterer Behandlung von Blut- und Immunerkrankungen beim Kind oder jungem Erwachsenen oder auch bei anderen Patienten verspricht.

Was wird gemacht?

Nach der Entbindung wird aus der abgeklemmten Nabelschnur unter Einhaltung von Sterilität und bestimmten Vorsichtsmassnahmen Blut entnommen und von spezialisierten Zentren weiterverarbeitet und konserviert. Aus dem Blut werden sogenannte „Stammzellen“ isoliert, die die Möglichkeit haben, sich zu verschiedenen Blutzellen zu differenzieren und in Zukunft vielleicht zur „Züchtung“ von Herz-, Leber- oder Hirngewebe benutzt werden könnten.

Wozu?

Bei Patienten, denen diese Zellen fehlen, könnte durch Transplantation von Stammzellen die Neubildung wieder möglich werden. Zum Beispiel bei Blutkrebserkrankungen und Immundefekten (Leukämie).

Es sind zwei mögliche Anwendungen denkbar:

1) Die Sammlung der Proben in Nabelschnurstammzellbanken und Nutzung für fremde Patienten, deren Gewebe in hohem Maße mit den Eigenschaften des Spenders übereinstimmt.

2) Die spätere Nutzung durch den Spender selbst.

Zu 1: sog. „allogene Transplantation“

Wie bei Knochenmarksspenden muss aus einer grossen Anzahl von Spenden eine verträgliche Probe gefunden werden, die vom Empfänger nicht abgestossen wird. Ist diese gefunden, wäre der Vorteil der Nabelschnurstammzellen (gegenüber den Knochenmarksstammzellen erwachsener Spender) ihre geringe immunolog. Prägung, das heisst ein geringer Grad an Abstossungsreaktion. Ausserdem werden weniger chron. Erkrankungen von Nabelschnurblutzellen übertragen, die keinen Kontakt zu solchen Erregern haben konnten. Nachteilig ist die relativ geringe Zahl von Stammzellen im Nabelschnurblut, die nach Konservierung durch Einfrieren auch nicht mehr vermehrt werden können. So reicht eine Nabelschnurstammzellspende nur zur Transplantation bei Kindern unter 40 kg Körpergewicht aus.

Zu 2: sog. „autologe Transplantation“

Hier wird das Nabelschnurblut für den Spender selbst konserviert für den Fall, dass er später unter einer Blut-oder Immunerkrankung leiden könnte, die dann besser behandelt werden könnte. Vorteil wäre dann das völlige Fehlen einer Abstossungsreaktion. Doch neben der geringen Zahl an Zellen, die im Erwachsenenalter zur Transplantation nicht ausreichen würde, kommt auch die Unsicherheit, wieweit die Konservierung sicher möglich ist. Bisher wurden keine Proben transplantiert, die älter als 5 Jahre waren. Eine weitere unbeantwortete Frage ist, ob bei einem späteren Leukämie-Kranken nicht auch in den Stammzellen schon krankheitsauslösende Faktoren vorliegen.

Wer macht?

Stammzellspendenbanken für die allogene Verwendung (das heisst für andere Patienten) werden an einigen spezialisierten Kliniken unterhalten. Eine Spende von Nabelschnurblut ist auch nur dort möglich. Listen der Kliniken gibt es beim Blutspendedienst oder Blutbanken.

Die Spende zur autologen (eigenen) Verwertung wird zur Zeit in Deutschland nur von  privaten Unternehmen angeboten, die nach Abschluss eines entsprechenden Vertrages die Abnahme-Utensilien an die werdenden Eltern verschicken. Die Entnahme erfolgt nach der Geburt durch den Arzt im Krankenhaus. Die Probe wird dann vom Unternehmen abgeholt und konserviert. Je nach Vertragsgestaltung entstehen dabei nicht unerhebliche Kosten.
(1.300 bis 1.800 Euro für 20 Jahre Einlagerung)

Was tun?

Insgesamt wird zur Zeit eine flächendeckende Versorgung mit Nabelschnurstammzellbanken nicht öffentlich gefordert, da andere Verfahren (Knochenmark-Stammzellen oder Stammzellen aus peripherem Blut) zur Zeit in ihrem therapeutischen Wert höher eingestuft werden.
Ob eine private Konservierung für eventuellen späteren Eigenbedarf sinnvoll ist, darf bei sehr geringer Wahrscheinlichkeit einer späteren therapiebedürftigen Bluterkrankung und der noch utopischen Vorstellung von „Gewebszüchtung“ aus den konservierten Zellen als Ersatz bei anderen Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt oder Leber- oder Hirn-und Nervenschäden) bezweifelt werden.

Informationen zur Konservierung von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut finden Sie unter:
www.deutsche-stammzellenbank.de
www.vita34.de

www.seracell.de

www.nabelschnurblut.de

 

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