Neue Therapie bei unwillkürlichem Harnverlust: TVT = „tension-free vaginal tape“

Harninkontinenz – das heisst unkontrollierter Abgang von Urin – ist ein Problem, das viele Frauen betrifft. Häufig wird auch beim Arztbesuch nicht darüber gesprochen, weil die Tatsache als peinlich empfunden wird.

Es gibt unterschiedliche Ursachen für diese Urin-„Undichtigkeit“, die auch unterschiedliche Behandlung erfordern.
Die Notwendigkeit nachts zunehmend zur Toilette zu müssen („Nykturie“) ist eher ein Problem des Kreislaufs und der Herzfunktion, so dass der Hausarzt oder Internist helfen kann.
Das Gefühl beim allerersten Harndrang sofort zur Toilette zu müssen, weil sonst Urin unkontrolliert abgeht, wird als „Drang-Inkontinenz“ bezeichnet und resultiert aus einer Überaktivität der Blasenmuskulatur. Hier kann der Urologe eventuell mit medikamentöser Therapie helfen. Auch eine lokale Anwendung von Östrogen-Cremes an der Scheide kann Besserung bringen.

Hier soll jetzt aber vor allem von der sog. „Stress-Inkontinenz“ die Rede sein, bei der Husten, Niessen, Lachen oder schweres Heben zum Urinabgang führen.
Ursache ist eine Schwäche des Bindegewebes, die nach Geburten schwerer Kinder, durch Nachlassen der Bindegewebselastizität im Alter oder einfach durch Veranlagung verursacht wird. Es kommt dann zu einer Senkung der Blase mit der Harnröhre. Eventuell drückt auch die Gebärmutter, die sich ebenfalls senken kann, mit auf die Blase.

Bisher standen hier zwei Behandlungsmethoden zur Verfügung:

1. die Beckenbodengymnastik, die zum Ziel hat, eine muskuläre Unterstützung der Blase am Beckenboden zu erzeugen und die Senkung damit rückgängig zu machen. Frühzeitig und konsequent angewandt ist diese Methode geeignet, die Beschwerden rückgängig zu machen und operative Massnahmen zu vermeiden.

2. die operative Entfernung der Gebärmutter und das operative Anheben der Blase. Hierbei wird durch Entfernung der Gebärmutter der Druck, der von oben auf der Blase lastet, gemindert und unter der Blase eine narbige Stütze hergestellt, die weitere Senkung verhindern soll. Nachteil der Operation ist vor allem die Tatsache, dass auch die narbige Unterstützung im Laufe von Jahren wieder locker werden kann.

Hier setzt die neue Methode ein: wenn keine wesentliche Senkung der Gebärmutter besteht, kann diese belassen werden (was den Umfang der Operation deutlich vermindert). Durch ein Band aus körperverträglichem Material wird die Blase an der Einmündungsstelle der Harnröhre dauerhaft angehoben und damit der Verschlussmechanismus der Blase wieder hergestellt. Das Band wird in lokaler Betäubung von der Scheide aus zur Bauchdecke nach oben geleitet und spannungsfrei (deshalb „tension-free“ !) fixiert. Neben der kurzen Operationdauer und der geringen Kreislaufbelastung durch die lokale Betäubung ist auch von Vorteil, dass während der Operation die Patientin durch Husten und Pressen den Urinabgang provozieren kann und die Lage des Bandes so korrigiert werden kann, dass endlich „Dichtigkeit“ besteht. Auch ist der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus kürzer als bei herkömmlichen Operationsverfahren.

Unter bestimmten Voraussetzungen ist das spannungsfreie Scheidenband also eine wertvolle Ergänzung des Behandlungsspektrums bei unwillkürlichem Urinabgang. Andererseits ist es aber kein Allheilmittel für alle Fälle.

Sollten Sie also Probleme mit dem Halten des Urins haben dann legen Sie Ihre Scheu ab und sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber! Es kann Ihnen meistens wirksam geholfen werden!

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