Kaiserschnitt auf Wunsch!?

Bei allen schwangeren Frauen wird mit näher rückendem Geburtstermin die Frage nach dem „wie“ und „wann“ der Geburt drängender. Sowohl bei Erstgebärenden, die nicht wissen, was sie erwarten wird, als auch bei Mehrgebärenden, die sich fragen, ob es leichter oder anders sein wird als beim ersten mal. In den letzten Jahren nimmt dabei auch die Frage nach einem „Wunschkaiserschnitt“ immer mehr Raum ein. Ist es sinnvoll und möglich, sich von vorneherein im Krankenhaus eine Entbindung per Kaiserschnitt zu „wünschen“ auch wenn keine medizinische Notwendigkeit zu einem operativen Eingriff zwingt?

Der Wunsch entspringt dabei der Vorstellung, dass kein Geburtsschmerz auszuhalten wäre, der Zeitpunkt der Entbindung bestimmbar wäre und dies die sicherste Methode der Entbindung für das Kind wäre.

Damit wären auch gleich drei unbestreitbare Vorteile des Wunschkaiserschnittes genannt. Dazu kommt das Fehlen einer Beschädigung des Beckenbodens unter der Geburt, also keine Blasen- oder Darmschliessmuskelschwäche nach der Entbindung. Ausserdem wird durch die Methode des „sanften Kaiserschnittes“ die Dauer des Eingriffes im Vergleich zu früheren Zeiten halbiert (auf ca. 20 Minuten), das Ausmass der Gewebezerstörung ist deutlich geringer und dadurch die post-operative Wundheilung und Erholung deutlich verkürzt. Zuletzt bietet die rückenmarksnahe Teilnarkose („Peridural- bzw. Spinalanaesthesie“) die Möglichkeit einer für Kind und Mutter schonenden Schmerzausschaltung bei gleichzeitiger Möglichkeit, das Neugeborene sofort sehen, hören und anfassen zu können.

Aber bei aller Euphorie müssen aber auch die Nachteile der operativen Entbindung ernsthaft erwogen werden. Neben einem zwar kleinen aber doch existenten Narkoserisiko bestehen die Risiken von Wundheilungsstörung, Nachblutung und – ebenfalls sehr selten – Verletzung benachbarter Bauchorgane, vor allem der Blase. Auch die Thrombosegefahr darf trotz vorbeugender medikamentöser Massnahmen und früher Mobilisation nicht unterschätzt werden. Der Wegfall des Geburtsschmerzes wird mit dem Wundschmerz und geringerer Beweglichkeit in den ersten 1-2 Tagen nach dem Kaiserschnitt bezahlt. Ein weiterer Nachteil, der von Laien meist nicht oder unterbewertet wird, ist die erhöhte Wahrscheinlichkeit erneuter Kaiserschnitte bei weiteren Schwangerschaften. Wird bei natürlicher Geburt die Entbindung von Schwangerschaft zu Schwangerschaft eher leichter so verhält es sich nach Kaiserschnitten eher umgekehrt. Durch Narbenbildung und Verwachsungen in der Bauchdecke und im Inneren des Bauches wachsen die Risiken an. So kann ein dritter oder vierter Kaiserschnitt zu einem echten Problem werden!

Die Entscheidung wird wohl immer im Einzelfall zu treffen sein. Stehen einer normalen Geburt bereits erkennbare Risiken (z.B. sehr grosses Kind, mangelhafte kindliche Blutversorgung o.ä.) entgegen, dann wird man sich leichter zu einem Kaiserschnitt entscheiden. Bei Zustand nach Voroperationen, Thrombosegefahr oder anderen Erkrankungen der Mutter, die Blutgerinnung oder Wundheilung stören könnten, würde man eine natürliche Entbindung favorisieren.

Insgesamt sollte man bei moderner Geburtshilfe mit persönlicher Zuwendung und wirksamer Schmerzlinderung die Angst vor quälenden oder traumatisierenden Geburtsverläufen nehmen. Sollte sich bei einer normalen Geburt eine Gefährdung des Kindes oder eine Überlastung der Mutter abzeichnen, wird man sich frühzeitig und nicht erst nach 12-14 Stunden „Wehen-Quälerei“ zur operativen Beendigung der Geburt entschliessen. Auch risikoreiche Versuche der vaginalen Entbindung unter Zuhilfenahme von Geräten, die schon beim Lesen der Bezeichnung der Massnahmen („Scanzoni’sche Drehzangen-Entbindung“) unangenehme Assoziationen wecken, gehören zum Glück der Vergangenheit an.

Sprechen Sie ausführlich mit Ihrem betreuenden Arzt und schildern Sie ihm Ihre Gedanken Ängste und Wünsche, dann wird sicher zusammen das passende Vorgehen festgelegt werden können.

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