Fehlgeburt und Schwangerschaft

Eigentlich denkt man sich die Reihenfolge der Begriffe umgekehrt, also erst Schwangerschaft und dann eventuell Fehlgeburt. Hies soll aber eher die Fehlgeburt mit ihren eventuellen Auswirkungen auf weitere Schwangerschaften beleuchtet werden.

Begriffsbestimmung: als Fehlgeburt bezeichnet man das Absterben einer Schwangerschaft bis zur 24. Woche mit anschliessender Blutung und oder Austossung der Frucht aus der Gebärmutter.

Die Häufigkeit von Fehlgeburten wird im allgemeinen unterschätzt. Circa jede 4. Bis 5. Schwangerschaft endet als Fehlgeburt. Darin enthalten sich auch frühe Schwangerschaften, die gar nicht als solche erkannt wurden, weil die Verspätung der Blutung als Zyklusstörung und gar nicht als Schwangerschaft angesehen wurde.

Die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung steigt nach einer Fehlgeburt nicht statistisch an. Wenn eine Frau zwei oder mehr Fehlgeburten hatte, geht man von einer erhöhten Wiederholungswahrscheinlichkeit aus.

Ursachen für eine Fehlgeburt sind vielfältig und häufig nicht sicher zu bestimmen. Von Schäden an Eizelle und Samenzelle, die bereits vor der Befruchtung bestehen (z.B. Chromosomenveränderungen) über Störungen bei der Befruchtung und Neukombination des Erbgutes, Störungen bei der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter-schleimhaut, Störungen der kindlichen Blutversorgung, Fehler in Ausbildung und Differenzierung der kindlichen Organe bis hin zu Schäden durch äussere Einflüsse (Sturz, Unfall, Medikamentennebenwirkungen, Entzündungen) geht die Liste der möglichen Ursachen.

Die Therapie richtet sich nach der individuellen Situation. Reicht es in sehr frühen Stadien häufig aus, die spontane Blutung zu kontrollieren und anschliessend eine Kontrolle des Schwangerschaftshormones durchzuführen, so ist bei späteren Stadien und bei starken Blutungen im Rahmen der Fehlgeburt eine Ausschabung der Gebärmutter erforderlich. Wichtig ist in jedem Fall, dass es zu einer vollständigen Ausstossung des abgestorbenen Materials kommt, da sonst Entzündungen, starke Blutungen und sogar bösartige Veränderungen die Folge sein können. Das ausgestossene oder ausgeschabte Material kann dann einer weiteren Untersuchung zugeführt werden, um eventuell Aufschluss über mögliche Ursachen zu erhalten.

Nach einer Fehlgeburt rät man zu einer Pause von 2-3 Monaten vor einer erneuten Schwangerschaft, um der Gebärmutter und ihrer Schleimhaut die Möglichkeit der Erholung und der Neubildung günstiger Einnistungsbedingungen zu geben.

Die Vorbeugung weiterer Fehlgeburten (Prophylaxe) beinhaltet zum einen Suche und Identifizierung möglicher Ursachen. So kann neben Blutuntersuchungen (nach Viruserkrankungen, Schilddrüsenstörungen und Blutgerinnungsstörungen) eine Analyse der elterlichen Chromosomen und eine Suche nach erblichen Erkrankungen  durchgeführt werden („genetische Untersuchung“). Zum anderen wird versucht, schon vor dem Eintritt einer neuen Schwangerschaft den mütterlichen Organismus mit allen erforderlichen Substanzen und Spurenelementen (Jod, Folsäure, Vitamine) ausreichend auszustatten, um eine optimale kindliche Entwicklung schon in den ersten Tagen der Schwangerschaft zu gewährleisten.

Trotz aller oben genannten Bemühungen bleibt die Fehlgeburt ein häufig unerklärter Vorgang mit grosser psychischer Belastung der Eltern. Kleiner Trost in dieser traurigen Situation mag die Überlegung sein, dass die Natur wohl häufig durch die Auslösung von Fehlgeburten die Entwicklung stark geschädigter Kinder verhindert.

Ob und welche Untersuchungen im Einzelfall wichtig und sinnvoll zur Vorbeugung oder Ursachensuche sein können, besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt.

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